Unterwegs mit Charlotte

Eva Kissel berichtet über ihre Erfahrung mit dem Lastenrad

Wenn wir ganz frisch und noch klein in der Welt sind, verbringen wir einen Großteil unseres Daseins damit, Fragen zu stellen und zu staunen. Und laut unsere Bedürfnisse zu äußern. Mit der Zeit verwächst sich das, beim einen mehr, beim anderen weniger. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen und Gruppen gibt, die einem das Fragen und Staunen wieder nahelegen, indem sie ungewohnte und neue Impulse setzen. Wie zum Beispiel die Lastenrad-Initiative, wie zum Beispiel Charlotte. Charlotte hat erreicht, dass ich einen neuen Blick auf meinen Alltag und mein Konsumverhalten werfe und die alten Regeln und Muster nicht unbedacht dahin trotten lasse. Sie zwingt mich, das, was da ist zu überdenken und anders wahrzunehmen. Wie schafft sie das?

Schillers Ehefrau Charlotte hieß mit früherem Namen Charlotte Luise Antoinette von Lengenfeld. So sperrig wie der Name erscheint mir manchmal auch unser Lastenrad. Es ist lang, es ist nicht gerade wendig, es ist voll beladen schwer zu schieben. Und während ich mir bei plötzlich endenden oder gar nicht vorhandenen Radwegen schimpfend einen Weg durch Marbach suche und die Enge und Steigung verfluche, muss ich mir klar machen, dass das nicht unbedingt Charlottes Schuld ist. Nicht sie ist unpassend, sondern der Rest. Mit dem Lastenrad wird noch klarer, wie hoch die Bordsteine sind, wie fahrradunfreundlich die Stadt und wie seltsam die Verbindungswege. Auf meinem Weg zur Firma Naturata musste ich meine Verabredung sogar telefonisch verschieben, weil ich so schwer durchgekommen und an Ecken gestrandet bin, die mich furchtbar ausgebremst haben. Das Lastenrad macht also einerseits mobil, unterstreicht aber zugleich, auf welche Gefährte wir immernoch hauptsächlich ausgerichtet sind: auf Autos.

Hat man jedoch einmal gut ausgebaute Wege erreicht, ist man selig. Als passende Handbewegung zum Fahren kann man sich das Winken der Queen vorstellen. Auch schwer beladen kommt man gut und schnell voran. Kinder schauen einem nach, raunen: „Cool“ (trotz Helm!) oder auch „Mama, was hat die daaa?“. Man sollte es genießen, ein Blickfang zu sein, wenn man gerade davonrauscht – man ist es früher oder später auch beim wackeligen Anfahren oder stottrigem Um-die-Ecke-Schieben.

Was fragt mich Charlotte noch? Sie will wissen, wann ich wieso und was einkaufe. Und sie will, dass ich das plane. Man muss das Rad nämlich online reservieren, was bisher immer sehr einfach und unkompliziert geklappt hat. Planung und Voraussicht ist meiner Meinung nach einer der wesentlichen Aspekte, um Nachhaltigkeit zu stärken, aber leider auch einer der schwierigsten Punkte zur Integration in den Alltag. Wir wollen’s gern spontan, schnell, individuell und sofort. Manches lässt sich leichter umgewöhnen (z.B. immer eine Einkaufstasche dabei zu haben; Essenplan für die kommende Woche), manches schwerer. Charlotte also will wissen: Was brauchst du wirklich und brauchst du es wirklich so schnell? Oder kannst du deine Einkäufe so organisieren, dass sich etwas ansammelt, das sich für einen Großtransport lohnt? Geht vielleicht auch das normale Fahrrad und du bist nur faul? Wie und wann bringst du mich zurück zu meiner Ausleihstation, die Öffnungszeiten hat? Um es mit Winnie Pooh zu sagen: „Fragen, Fragen, überall Fragen…“.

Wofür habe ich Charlotte bisher genutzt? Zum Einkaufenfahren nach Murr (DM und Hofladen), zum Einkaufenfahren nach Erdmannhausen (Erdmannhauser Werksverkauf) und für eine foodsharing-Abholung bei Naturata. Hierbei holt man überschüssige Lebensmittel ab und verteilt diese weiter, damit sie verbraucht werden statt im Müll zu landen.

Ich bin auf einige Schwierigkeiten eingegangen und möchte doch betonen, wie toll und wichtig ich es finde, dass es Charlotte gibt – und das sogar kostenlos!“Und laut unsere Bedürfnisse zu äußern“, schreibe ich eingangs. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb ich versuche, das Lastenrad zu nutzen. Es ist mir ein großes Anliegen, dass wir schnell und ernsthaft versuchen, neue (bzw. alte) Arten der Fortbewegung zu bevorzugen: Laufen, (Lasten-)Radfahren, gemeinsam Fahren. Leiser, weniger raumgreifend, sicherer. Und wenn ich das fordere, so will ich auch bereit sein, meinen Alltag danach auszurichten. Für die nächste foodsharing-Abholung eben mehr Zeit einzuplanen. Auszuhalten, dass alles Neue eine Herausforderung ist. Sogar der kleine Bär Winnie Pooh ist mit den vielen Fragen in seinem Kopf klargekommen, dann schaffen wir das auch.

Eva Kissel

Nutzungszahlen 2019

Am 1. September 2019 startete unsere “ Charlotte“ in Marbach.
Wir sind immer noch die kleinste “ Lastenradstadt“ und haben mit unserem Projekt sicherlich Neuland betreten.
Zeit also eine erste Bilanz zu ziehen, um zu schauen inwieweit unser Rad genutzt wird.

Von September- Dezember 19:
57 registrierte Nutzer
53 Buchungen
63 Buchungstage ( mehrere Buchungen waren länger als 1 Tag ).

Unsere Homepage wurde in diesem Zeitraum 2728 mal besucht.

Zum jetzigen Zeitpunkt, stehen uns 3 Verleihstationen zur Verfügung.

Buchhandlung Taube
Weingärtner Marbach
Reformhaus Sieber

Grill und Glühweinfest

Am 28.12. von 16:00- 21:00 Uhr findet bei den Weingärtnern in Marbach ein Grill- und Glühweinfest statt. Es gibt Köstlichkeiten aus dem Smoker.

Zudem hat man die Möglichkeit verbilligt Wein einzukaufen und ihn sich mit dem Lastenrad kostenlos nach Hause bringen zu lassen.

Ausgeliefert wird der Wein nach Absprache am 30.12.

Eine neue Verleihstation

Die Weingärtner in Marbach haben sich bereit erklärt Verleihstation für Charlotte zu werden.
Darüber freuen wir uns natürlich sehr.
Ab 15.11.2019 hat man die Möglichkeit, dort das Rad abzuholen.
Mit den Weingärtnern ergeben sich weitere Möglichkeiten. Es ist durchaus vorstellbar mit dem Auto zu den Weingärtnern zu fahren und die “ letzte Meile “ in die Stadt mit dem Lastenrad zu bewältigen.
Nicht 100% in unserem Sinn, aber trotzdem eine Möglichkeit den innerstädtischen Autoverkehr zu reduzieren.
Wir sind gespannt, wie die neue Station angenommen wird.

Das Rad ist am Start

Am 31.08.2019 wurde das Lastenrad Marbach offiziell auf dem Marktplatz eingeweiht und auf den Namen “ Charlotte“ getauft.

Am 14.09.2019 fand dann noch die Preisübergabe für die Gewinner des Namenwettbewerbs statt.

Gewonnen hat Daniela Weh aus Korb. Die Gesundheitsberaterin hat mit dem Vorschlag “ Charlotte“ die Jury überzeugen können und nahm von Bürgermeister Jan Trost Einkaufsgutscheine im Wert von 180€ für Marbacher Einzelhandelsgeschäfte in Empfang.

Platz 2 mit dem Namen Tom ( Transport ohne Mühen) belegte Hendrik Lüdke (links). Schleppi wäre der Wunsch von Mirko Huber gewesen.

Jetzt liegt es an allen das Rad rege zu nutzen. Momentan steht es an der Buchhandlung Taube.

Fahrtraining

Neben drei offiziellen Trainingstagen, deren Termine noch bekannt gegeben werden,
wollen wir für den/ die interessierten Radler*innen individuele Termine für ein Radtraining anbieten.
Nebenbei erkären wir da auch die ganzen technischen Dinge rund um das Rad.
Eine optimale Vorbereitung. Am Ausleihtag heißt es dann nur noch, aufsteigen und losfahren.

Ein Lastenrad fährt sich ein klein wenig anders, als ein normales Rad.
Mit der richtigen Technik, aber kein Problem.
Man gewöhnt sich recht schnell an das andere Fahrverhalten.

Wenn ihr also Interesse habt, sendet uns eine Email an
info@lastenrad-marbach.de
Wir organisieren dann Termine

Charlotte

Es ist Tradition, dass ein Freies Lastenrad einen Namen erhält.
So auch geschehen bei uns.
Als Schillerstadt ist unser Dichter und Denker natürlich auch bei uns präsent.
Aber getreu dem Spruch:

Hinter jedem erfolgreichen Mann, steht eine starke Frau

möchten wir auch an Charlotte Schiller, Schillers Frau, erinnern.
Deshalb haben wir aus allen Vorschlägen die wir erhalten haben, uns mehrheitlich für diesen Namen entschieden.
Und wie sie eine starke Frau war, ist unser Lastenrad ein starkes Gefährt, was in Zukunft mühelos die Besorgungen der Marbacher*innen durch unsere „hyggelige“ Stadt bringt und hoffentlich zu einem Umdenken in Sachen Mobilität beiträgt.
Nutzt also rege unsere Charlotte!

Ausflug zur Radkutsche

Die Radkutsche feiert ihre neue Produktionshalle und wir feiern mit.
Nachdem unser Rad bestellt werden darf, wollen wir dieses Fest nutzen, um das Radkutschenteam zu besuchen.
Und wie es sich für eine Lastenradinitiative gehört, umweltfreundlich.
Wir fahren mit der Bahn nach Tübingen.
Ab da geht es mit unseren Fahrrädern bis nach Nehren, wo die neue Halle steht.
Die Heimfahrt nach Marbach, fahren wir in weiten Teilen auf dem Neckarradweg.
Es besteht aber die Möglichkeit in Tübingen, Esslingen oder in Stuttgart die Fahrt zu unterbrechen und den Rest der Strecke wieder mit der Bahn zurück zu legen.
Wichtig! Dies ist keine geführte Tour. Jeder Teilnehmer fährt auf eigene Verantwortung und muss sich auf der Tour selbst versorgen.
Bahnticket muss jeder selbst kaufen. Finden sich mehrere Teilnehmer ein, kann ein Gruppenticket gelöst werden.

Bahnfahrt:
08:25 Bahnhof Marbach mit der S4 nach Stuttgart
08:55 Stuttgart Hbf mit der S1 nach Plochingen
09:44 Plochingen mit dem RE 22017 nach Tübingen
10:23 Ankunft in Tübingen

Radroute:
Tübingen- Nehren 12 Kilometer ca. 40 Minuten
Nehren- Marbach 97 Kilometer ca. 6:30 Std

Die Zeiten sind mit einem 15er Schnitt berechnet.

Die Rückfahrt startet so gegen 14:00 Uhr.
Anmeldung ist keine nötig, wer mitfahren will, soll einfach spätestens um 08:15 am Bahnhof Marbach am Gleis 2 sein.

Weitere Fragen unter: info@lastenrad-marbach.de

Der Zuschuss für das Rad ist bewilligt!!

Wir haben heute vom Land Baden- Württemberg einen Zuschuß von 30% auf den Anschaffungspreis für unser Lastenrad erhalten.
Somit haben wir grünes Licht und können unser Rad bei der Firma Radkutsche in Mössingen bestellen.

Je nach Auftragslage, dauert es dann noch ca. 4 Wochen bis wir unser Rad in Empfang nehmen dürfen.

Am 7.7.2019 wollen wir zur Einweihung der neuen Produktionshalle der Radkutsche nach Nehren bei Tübingen fahren.
Näheres zu dieser Veranstaltung findet ihr in Kürze hier.